
Aktuelles
Generationenwechsel im Vorstand
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Generalversammlung: Tanja Kellermann zur neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt. Arno Boas erster Ehrenvorsitzender des Bühnenzinnobers.
Unsere Generalversammlung im Gasthaus Wolfarth hat gravierende Änderungen im Vorstand mit sich gebracht. Uns ist der Generationenwechsel im Vorstand geglückt. Tanja Kellermann wurde zur neuen Vorsitzenden gewählt. Unser langjähriger Vereinsvorsitzende Arno Boas wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und wird weiter als „Hausautor“ an Bord bleiben.
Es war ein denkwürdiger Abend im Gasthaus Zur Sonne. Vorsitzender Arno Boas sprach in seinem letzten Rechenschaftsbericht von einem ereignisreichen Jahr seit der letzten Hauptversammlung im Oktober 2024. Im Zentrum stand die Sommersaison 2025 mit dem Stationentheater zum Thema „500 Jahre Bauernkrieg“. An drei Stationen widmeten sich die über 20 Schauspielerinnen und Schauspieler unter der Regie von Peter Warkentin und Arno Boas in drei Zeitebenen dem Bauernkrieg, der auch in der Region deutliche Spuren hinterließ. Über 1.100 Zuschauer spazierten an zehn Abenden durch das schmucke Niedersteinach, um sich vom Ensemble an den drei Spielorten bestens unterhalten zu lassen. Als quasi vierte Station war der Gesangverein Reinsbronn mit seinem Partnerverein aus Bieberehren am alten Schulhaus im Einsatz.
Arno Boas blickte nicht nur auf die weiteren Vereinsaktivitäten wie den Dreitagesausflug nach Sigmaringen oder einen Tanzkurs mit Sebastian Naser zurück, sondern widmete sich auch der nahen Zukunft. Denn schon im März 2026 will man erneut auf der Bühne stehen, dann wieder im Gemeindehaus Reinsbronn. Das neue Stück muss allerdings noch geschrieben werden, wie der Autor sagte.
Kassiererin Susanne Stirmlinger präsentierte unseren Mitgliedern erfreuliche Zahlen, so dass die Kassenprüfer Verene Schiebold und Thomas Wilhelm Entlastung empfahlen. Diese, von Eugen Wolfarth beantragt, wurde einstimmig für den gesamten Vorstand erteilt. Anschließend ehrte Arno Boas vier langjährige Vereinsmitglieder. Für 40 Jahre ehrenamtliches Engagement in der Theatergruppe erhielten Verene Schiebold und Birgit Beck die goldene Ehrennadel des Bundes Deutscher Amateurtheater (BDAT). Sabine Boas erhielt für 25-jähriges Engagement die silberne BDAT-Ehrennadel, und der stellvertretende Vorsitzende Ulrich Pfänder für 20 Jahre die silberne Ehrennadel des Landesverbandes Baden-Württemberg. Arno Boas würdigte alle vier für ihren langjährigen Einsatz an unterschiedlichster Stelle.
Die Wahlen wurden von der Vorsitzenden des Gesangvereins Reinsbronn, Dorothee Habel, geleitet. Vorsitzender Arno Boas trat nicht mehr zur Wahl an. Das Amt des Vorsitzenden übte er seit 1995 aus, davor war er Schriftführer und damit seit Gründung des Theatervereins 1987 durchgehend im Vorstand aktiv. Seit 1985 schreibt er zudem die Theaterstücke für die seit 1983 bestehende Theatergruppe. In Anbetracht seiner langjährigen Verdienste wurde er unter dem Applaus der Mitglieder zum Ehrenvorsitzenden des Theatervereins gewählt – der erste in der nun 42-jährigen Geschichte der Theatergruppe. Sichtlich bewegt wandte sich Boas an seine Mitstreiter und würdigte den Einsatz aller, die ihm in den vielen Jahren zur Seite gestanden sind. „Der Erfolg hängt nie an einer Person, sondern ist immer ein Gemeinschaftswerk“, sagte der scheidende Vorsitzende. Er freute sich umso mehr, als eine aus seiner Sicht hervorragende Nachfolgelösung gefunden wurde. Tanja Kellermann wurde zur neuen Vorsitzenden gewählt, Leonie Wolfarth, bisher Beisitzerin, zu ihrer Stellvertreterin. Neu in den Vorstand wurde außerdem Monika Kreiselmeier als Schriftführerin gewählt. Sie übernahm damit das Amt von Tanja Kellermann, das diese sieben Jahre lang inne hatte. Monika Kreiselmeier ist Gründungsmitglied der Theatergruppe und gehört zum festen Stamm des Ensembles.
Mit Dankesworten wurden Ulrich Pfänder und Daniel Wolfarth aus dem Vorstand verabschiedet, beide haben dort über viele Jahre ihr Fachwissen eingebracht. Ulrich Pfänder war zudem lange Zeit Leiter der Jugendgruppe, Daniel Wolfarth war und ist wichtiger Teil des Technik-Teams. David Stirmlinger, Arno Boas und Marion Lotz wurden zu neuen Beisitzern gewählt. David Stirmlinger kümmert sich vorwiegend um technische Dinge, Arno Boas um die künstlerische Seite und Marion Lotz um organisatorische Aufgaben. Man hofft, dass sich auch künftig immer genügend Helferinnen und Helfer finden, um die Arbeit gerechter auf mehreren Schultern zu verteilen. Die neue Vorsitzende Tanja Kellermann und ihre Stellvertreterin Leonie Wolfarth freuen sich auf die neuen Aufgaben und setzen dabei auf die Unterstützung der Vorstandsmitglieder. Mit einem Diavortrag mit Bildern aus der Vereinsarbeit ging ein historischer Abend in der Vereinsgeschichte zu Ende.
Bilder:
Ehrungen:
Ehrungen: Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden Birgit Beck (Zweite von links) und Verene Schiebold (Dritte von links) geehrt. Seit 20 Jahren dabei ist Ulrich Pfänder (Dritter von rechts) und seit 25 Jahren Sabine Boas (Zweite von rechts). Zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde Arno Boas (rechts). Links die neue Vereinsvorsitzende Tanja Kellermann. Bilder: Theaterverein
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Wahlen:
Wahlen: Gravierende Änderungen gab es im Vorstand des Theatervereins Reinsbronner Bühnenzinnober. Ausgeschieden sind Ulrich Pfänder (links) und Daniel Wolfarth (Vierter von rechts). Der bisherige Vorsitzende Arno Boas (Fünfter von links) wurde zum künstlerischen Leiter gewählt, neue Vorsitzende ist Tanja Kellermann (Dritte von rechts). Neu im Vorstand sind Monika Kreiselmeier (Schriftführerin, rechts), Marion Lotz (Beisitzerin, Zweite von links) und David Stirmlinger (Beisitzer, Zweiter von rechts). Als Kassiererin bestätigt wurde Susanne Stirmlinger (Dritte von links), neue stellvertretende Vorsitzende ist die
bisherige Beisitzerin Leonie Wolfarth (Vierte von links).
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BDAT-Verdienstnadel für Autor
Arno Boas

Fränkische Nachrichten Plus-ArtikelDeutscher Theaterverband zeichnet 65-Jährigen aus
BDAT-Verdienstnadel für Autor Arno Boas
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Seit 40 Jahren schreibt Arno Boas Theaterstücke fürs Amateurtheater. Der Bund deutscher Amateurtheater (BDAT) zeichnete ihn dafür mit der Verdienstnadel aus.
30.6.2025
Arno Boas (rechts) erhielt für seine 40-jährige Autorentätigkeit die Verdienstnadel des Bundes Deutscher Amateurtheater. Überreicht wurde sie von Rolf Wenhardt, Ehrenpräsident des Landesamateurtheaterverbands. © Theaterverein
Niedersteinach. Nach der Premiere des neuen Stückes „Für die Freiheit entflammt“ überreichte der Ehrenpräsident des Landesverbandes Baden-Württemberg, Rolf Wenhardt, die BDAT-Verdienstnadel und Urkunde an den Autor aus Finsterlohr, der der Theatergruppe Reinsbronn seit 40 Jahren eng verbunden ist.
1985 entstand sein erstes Theaterstück, es trug den Titel „Das Miststück“ und war noch im typisch bäuerlich-ländlichen Milieu angesiedelt. Recht schnell änderte sich der Stil, Arno Boas steckte ernste Themen in unterhaltsame Verpackung. Seit 1985 gehört der Autor auch der Reinsbronner Theatergruppe an, deren Vorsitzender er seit mittlerweile 30 Jahren ist. Wie kreativ die Zusammenarbeit ist, zeigte sich auch am neuen Werk des Geehrten. Die Theatergruppe bringt das Thema Bauernkrieg im Reinsbronner Nachbarort Niedersteinach vielschichtig in einem Stationentheater zur Sprache, nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer dabei mit auf eine Wanderung durch die Jahrhunderte. Der Titel „Für die Freiheit entflammt“ deutet auf den Inhalt hin – den Bauernkrieg, der vor allem Süddeutschland vor 500 Jahren in Flammen setzte.
„Spiegelbild der Gesellschaft“
Rolf Wenhardt würdigte bei der Premiere das langjährige Wirken des Autors, dessen Arbeit weit über die Region hinaus strahle. Deshalb habe der Bundesverband entschieden, ihm die Verdienstnadel zu verleihen, die dritthöchste Ehrung, die der BDAT zu vergeben hat. Er sei, so Wenhardt, seit vielen Jahren Gast bei Aufführungen des Bühnenzinnobers, und er komme immer gerne in den Norden Baden-Württembergs mit seiner lebendigen Theaterlandschaft. Arno Boas greife immer wieder aktuelle Themen auf und serviere sie zusammen mit dem Bühnenzinnober auf schmackhafte Weise, stellte Rolf Wenhardt die symbiotische Verbindung zwischen Autor und Theatergruppe heraus. Ein Autor seiner Qualität wirke weit über den Landesverband hinaus, deshalb habe er die bundesweite Ehrung verdient.
Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Ulrich Pfänder hatte zuvor das Werk des 65-jährigen Autors in den Mittelpunkt seiner Laudatio gestellt. „Jedes Stück ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, eine Einladung, über das Leben nachzudenken, zu lachen, zu weinen und manchmal auch zu protestieren“, sagte Ulrich Pfänder, der selbst auch bereits seit 20 Jahren in der Theatergruppe aktiv ist. Arno Boas verstehe es meisterhaft, Themen aufzugreifen, die alle betreffen, und sie in einer Weise zu präsentieren, die gleichzeitig tiefgründig und unterhaltsam sei. Arno Boas habe es geschafft, Geschichten zu erzählen, die nicht nur in den Köpfen, sondern auch in den Herzen der Zuschauer bleiben, so Ulrich Pfänder, der Arno Boas ein Geschenk des Vereins überreichte und mit einem Ausblick endete: „Wir sind gespannt, welche Geschichten du in den nächsten Jahren erzählen wirst“.
Mehrere Stücke preisgekrönt
In einem Lied, das die Bühnenzinnober-Verantwortlichen mit KI-Unterstützung auf ihren Vorsitzenden verfasst hatten, wurden einige der wichtigsten Stücke des Autors in Erinnerung gerufen, so vor allem „An einem Tag im März“, mit dem die Theatergruppe 2013 den Landespreis Lamathea gewonnen hat oder die Tragikomödie „Kaltgestellt“, mit dem sie 2007 das „Oskarle“, den Vorgängerpreis von Lamathea, gewonnen hatte. Bewusst hatte man sich der KI bedient, weil sich Arno Boas in seinem aktuellen Stück auch mit diesem spannenden Thema auseinandersetzt. Denn von den drei Stationen ist nur eine in der Vergangenheit angesiedelt, die beiden anderen spielen in der Gegenwart beziehungsweise im Jahr 2125… in einer Zukunft, in der der Mensch seine Freiheit vielleicht einer Super-KI zu Füßen gelegt hat…
Arno Boas war sichtlich gerührt von den ehrenden Worten der Laudatoren und sah die Auszeichnung als Motivation für seine weitere Autorentätigkeit. Seiner Theatergruppe dankte er dafür, dass sie seine Stücke immer auf die Bühne bringe, und das seit nun 40 Jahren. In dieser Zeit habe man viel gemeinsam erlebt. Die Anekdoten zu erzählen, würde Stunden dauert, meinte der Autor schmunzelnd.
Auch Creglingens Bürgermeister Uwe Hehn war an einer der Aufführungen am Wochenende zu Gast in Niedersteinach und würdigte das außergewöhnliche Engagement des Autors. Er verarbeite immer wieder interessante Themen und das auf nachdenkliche wie unterhaltsame Weise, wie das jüngste Werk erneut eindrucksvoll belege. Zum Zeichen des Dankes überreichte Uwe Hehn dem Jubiläumsautor ein Geschenk in Form einen Glasfederschreibers.
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Fränkische Nachrichten Plus-ArtikelPremiere des Bühnenzinnobers in Niedersteinach
Von Verzweiflung zur Vision: Arno Boas‘ Theaterstück fordert zum Nachdenken auf!
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Im Theaterstück „Für die Freiheit entflammt“ von Arno Boas begegnen sich die düstere Geschichte des Bauernkrieges von 1525 und die Fragen der Gegenwart und Zukunft. Mit eindrucksvollem Schauspiel und der bewegenden Geschichte über Unterdrückung und Aufruhr wirft das Stück einen kritischen Blick auf die Freiheit, die die Menschen einst erkämpften – und die wir heute immer mehr zu verlieren scheinen. Die Aufführungen finden bis 18. Juli in Niedersteinach statt.
Von
Bedrückende Szenen spielten sich vor 500 Jahren im Taubertal ab. Arno Boas hat in seinem aktuellen Stück über das Thema „Freiheit“ aber nicht „historisiert“, sondern fragt nach Motivation und Auswirkung des „Bauernkriegs“ bis ins Heute hinein. © Michael Weber-Schwarz
Creglingen. Unterdrückung, Protest, Aufruhr, Vergewaltigung, Mord und Totschlag: All das fand von 500 Jahren nicht irgendwo statt, sondern gewissermaßen vor unseren Haustüren. Der „Bauernkrieg“ ist ein komplexes Phänomen in der Reformationszeit ¬– er brachte bei allen Verbrechen und Ungerechtigkeiten auch (eine gewisse) Freiheit für die Menschen.
Geben wir die erstrittene Freiheit jetzt wieder unüberlegt und leichtfertig weg? Eine Frage, die der Creglinger Autor Arno Boas zu Recht stellt. Im Drei-Szenen-Stück „Für die Freiheit entflammt“ wird nämlich auch in die Zukunft geblickt, aufs Diktat der neuen Medien, auf Klick-Wahnsinn und künstliches Essen samt Gedankenkontrolle. Was die Bauern um 1525 zumindest im Grundsatz errungen haben - eben die Freiheit - das lassen heutige Menschen quasi freiwillig davonziehen.
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Freiluft-Szenen an drei Spielorten
Drei Szenen, drei Zeitebenen. Es spielt das hoch engagierte Ensemble des Reinsbronner Bühnenzinnobers. Freiluft an drei Spielorten im Dorf Niedersteinach. Das ist mit Bedacht gewählt, denn die nahe Burg Brauneck war ein historischer Ort im so genannten Bauernkrieg ¬– Kampfhandlungen zogen sich von Rothenburg das ganze Taubertal hinunter.
Nur auf Belagerungen und bevorstehende Scharmützel reduziert Arno Boas auch in seiner ersten Szene der Zeitschiene nicht. Es will die inneren Konflikte der Menschen darstellen. Auch die Bauern gehören verschiedenen Lagern an. Die Lehren Martin Luthers von der Gleichheit und dem Priestertum aller Gläubigen, sie fallen bei den Bauern und Leibeigenen auf fruchtbaren Boden. Und der wurde schnell furchtbar: „Katholische“ Nonnen werden in Schäftersheim von „Evangelischen“ vergewaltigt.
Boas zieht (unter der Regie von Peter Warkentin) die Ereignisse gekonnt zusammen, mutet dem Zuschauer die historisch tatsächliche Brutalität der Ereignisse aber nicht zu. Wer da gefangengenommen wurde und an den Baum gefesselt, der kommt zumindest im Stück auch wieder frei. Die Andeutung möglicher Verbrechen genügt. Auch für spielerischen Humor ist Platz beim Gemüseschnippeln und -stehlen. Trotzdem wird die Motivation der geknechteten Bauern für ihre Aufstände klar: „Das Fegfeuer haben wir schon zu Lebzeiten“, sagt ein Kämpfer und schnitzt an einem Holz-Speer. Ein subtiler Hinweis aufs Scheitern der Revolution. Die Obrigkeit hat die besseren Waffen und die ausgebildeten Söldner. Sie wird den Aufstand blutig niederschlagen und die Köpfe rollen lassen.
Auch der aufs argumentative Schild gehobene Luther wird den Bauern schnell in den Rücken fallen. Nach der so genannten „Weinsberger Bluttat“ wendet er sich gegen die ausgebeuteten Aufständischen: „Man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich... wie einen tollen Hund“. Eine fragwürdige Rolle des Reformators, die im Stück aber nicht Thema ist.
Auch Geyer-Lied hinterlässt Fragezeichen
Sprung in die Gegenwart: Eine Schulklasse muss sich, quasi als Strafarbeit, in der Theater-AG mit einem historischen Thema beschäftigen. Sie landet beim Bauernkrieg, aber erst, nachdem die allgegenwärtigen Mobiltelefone eingesammelt sind. So richtig Lust haben die Schüler auf das ganze Gespiele nicht. Die Schulhof-Streitigkeiten samt Würgegriff für die Schwachen: die würden im Internet Klicks bringen. Man muss nicht zu viel verraten, aber die Gruppendynamik (und Szenen-Regisseur Arno Boas) bringen dann doch so etwas wie ein Stück im Stück zustande.
„Spieß voran, drauf und dran – setzt aufs Klosterdach den Roten Hahn!“ Die von den Schülern gesungene Quasi-Hymne von „Geyers schwarzem Haufen“ ist der unverhohlene Aufruf zum Mord an Pfaffen und Adligen. Sie stammt bis auf zwei Zeilen nicht aus der Bauernkriegszeit, sondern wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg gedichtet. Wen wundert‘s: Nazis und DDR-Polit-Kader haben das Lied zurechtgebogen instrumentalisiert und gleichermaßen singen lassen. Fragwürdig also. Aber Fragen soll Theater auch stellen.
Total-Überwachung als „Notwendigkeit der Zeit“?
Ein Blick in die mögliche Zukunft (dritte Szenen-Station): Alles ist zum Wohl der Menschheit endlich komplett reguliert. Wer „tierisches Fleisch“ (oder auch nur echtes Gemüse) essen will, bekommt es mit einer Art Gesinnungspolizei zu tun. Die Delinquenten kommen ins „Erneuerungszentrum“ und fragen sich dort, was sie denn „so Schlimmes gemacht“ haben. „Ich gebe zu, ich habe gekocht“, sagt eine Figur im Verhör mit zwei roboterartigen Wesen. Überwachung ist die „Notwendigkeit der Zeit“, heißt es. Umerziehung im Konzentrationslager, getarnt als freundliche Wellnesseinrichtung.
Hier langt Regisseur Peter Warkentin mit dem Boas-Text richtig hin: Science-Fiction-Filmklassiker wie „Blade Runner“ (die Frage nach der menschlichen Echtheit), „Logans Run“ (Eingesperrt: Wie wäre ein Leben in Freiheit?) und „Soylent Green“ (Ökokatastrophe und die fatalen Konsequenzen) werden humorvoll verwoben. Da kann man lachen – und kann es am Ende nicht mehr, weil man als Zuschauer feststellt, dass der Zug schon lange angefahren ist.
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"Für die Freiheit entflammt" -
eine szenische Annährung an den Volksaufstand des Jahres 1525
Stationentheater in Niedersteinach
Spielsaison erfolgreich beendet!
Für die Freiheit entflammt
In unserer 43. Saison widmen wir uns dem Bauernkrieg, der vor 500 Jahren auch in der Region tiefe Spuren hinterließ, so etwa durch die Brandschatzung des Klosters Frauental und der Burg Brauneck – hoch über Niedersteinach. Dort, in dem Creglinger Stadtteil im lieblichen Steinachtal, findet auch das Freilichttheater des Bühnenzinnobers statt. Und zwar wie auch schon 2022 wieder in Form eines Stationentheaters.
Wir widmen uns dem Oberthema Bauernkrieg allerdings auf ganz unterschiedliche Weise. Nur eine der insgesamt drei Szenen spielt in der Vergangenheit, im Mai 1525, als die Burg Brauneck von aufrührerischen Bauern in Brand gesteckt wurde. Die historische Quellenlage zu den Vorgängen um Burg Brauneck ist dünn beziehungsweise noch nicht eingehend erforscht. Die Überlieferung sagt, dass der Bauernhaufen im Mai 1525 auf die Burg Brauneck vorrückte und Verhandlungsbereitschaft mit dem dort sitzenden Vogt der Enheimer Lehnsherren signalisierte. Als dieser im guten Glauben die Burgtore öffnete, sollen die Bauern seine Gutgläubigkeit ausgenutzt und die Burg geplündert und angezündet haben. So zumindest legt es ein Theaterstück nahe, das der Pfarrer Kittel aus Reinsbronn in den 1920-er Jahren verfasst hat.
Heute gilt der Bauernkrieg als der größte deutsche Volksaufstand, wenngleich er bald in sich zusammenbrach und die Obrigkeit grausame Rache nahm. In der historischen Szene treffen drei aufständische Bauern auf ihrem Weg nach Würzburg auf zwei flüchtende Nonnen. Deutlich wird aber auch, dass es innerhalb der Aufständischen unterschiedliche Strömungen gab.
Eine weitere Szene ist in der Gegenwart angesiedelt. Hier soll eine Theater-AG aus disziplinarischen Gründen ein Theaterstück zu einem Thema aus der deutschen Geschichte verfassen. Deutscher Herbst 1977? Die Zeit des Nationalsozialismus? Nein, die Jugend kommt auf den Bauernkrieg, weil doch da die Burg Brauneck sei, dieses „Solarkraftwerk Richtung Sechselbach“, wie ein Junge in der Diskussion anmerkt. Und so nähern sich die Kids dem Volksaufstand mit jugendlicher Unbekümmertheit. Dahinter steht die Frage: Was sagt uns der Volksaufstand heute? Wer kämpft heute für seine Freiheit, für soziale Gerechtigkeit?
Die dritte Szene spielt in der Zukunft. Wie könnte in 100 Jahren die Gesellschaft aussehen? Hat der Mensch aus Fehlern gelernt oder hat er die Verantwortung vielleicht in die Hände einer Super-KI gelegt? Die Besucher können sich auf einen spannenden Blick ins Jahr 2125 freuen, wenn der Bauernkrieg dann 600 Jahre her sein wird. Zwei Szenen entstehen unter der Regie von Peter Warkentin, eine Szene unter der Leitung von Autor Arno Boas.
Wir freuen uns, dass wir den Projektchor der Gesangvereine Eintracht Reinsbronn und Sängerkranz Bieberehren zum Mitwirken gewinnen konnten. Der Chor wird an der alten Schule zirka 45 Minuten vor dem jeweiligen Spielbeginn musikalisch auf den Theaterabend einstimmen und zwar stilecht mit alten Liedern, die unter anderem die Themen Revolution und Freiheitskampf aufgreifen.
Für unseren Autor Arno Boas ist diese Saison eine besondere, denn er feiert sein 40-Jahr-Autorenjubiläum. Im Jahr 1985 entstand sein erstes Theaterstück, inzwischen sind es an die 40 Werke aus seiner Feder. Vom reinen Hausautor hat sich der 65-Jährige zu einem im deutschsprachigen Raum bekannten Theaterautor entwickelt, dessen Stücke auch in Südtirol, Österreich und der Schweiz gespielt werden.
Zentraler Startpunkt ist wie 2022 die alte Schule in Niedersteinach, von dort starten die Zuschauer in drei Gruppen zu ihrem jeweils ersten Spielort. Deshalb ist es sinnvoll, dass sich die Besucherinnen und Besucher spätestens 45 Minuten vor Aufführungsbeginn an der alten Schule einfinden. Der Kartenvorverkauf startet am 6. Juni und erfolgt ausschließlich über das Internet auf der Homepage www.buehnenzinnober.com



